Scope Creep
Scope Creep
Ein Scope Creep liegt dann vor, wenn das Projekt umfangreicher als geplant umgesetzt wird. Oft beginnt er mit kleinen Änderungen, die zu tiefgreifenden Größenordnungen anwachsen können. Was nicht schlimm sein muss, wird dann kritisch, wenn keine Kompensation für den zusätzlichen Aufwand erfolgt. Scope Creep ist daher besonders gefährlich für Projekte, die für einen Festpreis umgesetzt werden.
Typische Auswirkungen von Scope Creep
- Deadlines werden nicht erreicht, weil mehr umgesetzt wird als geplant.
- Das Budget wird gesprengt und Margen bei Festpreisprojekten reduziert.
- Kommunikationsaufwände steigen erheblich ohne dass eine Kompensation erfolgt.
- Die Qualität kann leiden: Stehen plötzlich deutlich erhöhte Anforderungen auf dem Programm und die Deadlines drängen, kann der ein oder andere Projektinhalt schon einmal leiden.
- Überstunden stehen auf der Tagesordnung, um Zusatzanforderungen umsetzen zu können.
- Lieferobjekte werden nicht abgenommen, weil sie anders geplant waren.
- Das Projekt scheitert noch vor Fertigstellung.
Was ist kein Scope Creep?
- Wenn in frühen Planungsphasen der Projektumfang ohnehin noch nicht detailliert geklärt ist: Zu Projektbeginn werden ständig Ideen gesammelt, geändert und wieder verworfen. So lange die Details noch nicht festgelegt wurden, handelt es sich nicht um Scope Creep.
- Wenn die Änderung weder Zusatzaufwand noch -kosten verursacht: Manchmal werden Inhalte oder Arbeitspakete einfach ausgetauscht, ohne dass Projektziele geändert werden und Aufwände steigen. In einer frühen Phase soll das neue Werbebanner in einem anderen Farbschema umgesetzt werden? Los geht’s – solche Änderungen sind normal.
- In Projekten mit unklarer Machbarkeit: Forschungs- und Entwicklungsprojekte tragen oft große Unsicherheiten hinsichtlich der technischen Machbarkeit in sich. Ganze Projektideen können während der Umsetzung über den Haufen geworfen und mit geänderten Anforderungen versehen werden. Geschieht dies einvernehmlich mit allen Beteiligten, ist dies kein Scope Creep.
Verursacher von Scope Creep
- Ein ausufernder Projektumfang kann von unterschiedlichsten Beteiligten ausgelöst werden:
- Team-Mitglieder, die Kunden zufriedenstellen wollen.
- Interne Stakeholder wie zum Beispiel das obere Management, das eine Vision vom Unternehmen hat, die zusätzlich ins Projekt einfließen soll.
- Anwender und Nutzer, die mit dem Endprodukt arbeiten sollen, aber erst (zu) spät in das Projekt eingebunden wurden.
- Der Kunde, der nur eine vage Vorstellung vom Endprodukt hat und ständig Zusatzwünsche äußert.
- Der Projektleiter, der Änderungen durchwinkt, nicht Nein sagen kann und den Überblick über das Gesamtprojekt nicht behält.
- Sonstige Beteiligte wie Lieferanten oder Behörden, deren Anforderungen auch in Ihrem Projekt zu zusätzlichen Änderungen führen können.
Kann Scope Creep auch positiv sein?
Niemand sollte sich krampfhaft am ursprünglichen Projektplan festklammern, wenn sich während der Umsetzung andere und bessere Möglichkeiten ergeben. Veränderungen stehen auf der Tagesordnung, Anforderungen können sich besonders in dynamischen Umgebungen schnell ändern. Ein zufriedener Auftraggeber ist in jedem Fall sinnvoller als das Fertigstellen einer Lösung, die schon bei Projektende nicht mehr zeitgemäß ist. Werden einvernehmlich Änderungen beschlossen und umgesetzt, Zusatzaufwände einkalkuliert und vergolten, dann können sich Anforderungen so häufig ändern wie sie wollen. Genau genommen handelt es sich dann jedoch nicht um Scope Creeping, das als „unkontrolliertes Ausufern“ definiert ist.